Berichterstattung der Schwäbischen Zeitung

18. Jan, 2022 | Allgemein, Einsätze, Presseberichte

Schwäbische Zeitung, 11.01.2022, von Gerd Mägerle

„Biberacher unterstützt Kliniken in Tansania „

Dr. Thomas Kühn will eine Ausbildungsstätte für Medizintechniker und OP-Personal eröffnen

 

Trotz schwieriger Be­dingungen durch die Corona-Pande­mie hat der Biberacher Unfallchirurg und Orthopäde Dr. Thomas Kühn (Mitbegründer der Nova Clinic) mit seiner Stiftung Kühn Foundation sei­ne Aufbauarbeit in Kliniken in Tan­sania ( Ostafrika) fortgesetzt. Zwei Container voll mit medizinischen Geräten, chirurgischer Ausrüstung und weiterer Klinikausstattung schickte er im Frühjahr 2021 per Schiff Richtung Tansania. Im Früh­sommer war Kühn zum Entladen und Verteilen der Lieferung in Tansania vor Ort.

Wenn er dieser Tage die Unzu­friedenheit mancher Menschen in Deutschland mit der hiesigen Politik und Gesundheitsversorgung mitver­folgt, kann der Biberacher Mediziner nur den Kopf schütteln: ,,Stellen sie sich eine Situation in Deutschland vor ohne Krankenkassen, ohne Hausarzt oder niedergelassenen Facharzt, ohne Intensivstation und ohne Lohnfortzahlung und Kurzar­beitergeld, ohne Impfstoff oder Sau­erstoff. Dieses Szenario entspricht der Wirklichkeit in den Ländern der so genannten Dritten Welt.“ Hinzu kommen weitere Bedrohungen durch Flut, Dürre, Heuschrecken pla­gen – und damit Hunger, Armut und Tod.

Kühn hat zu Beginn der 1980er­Jahre als Entwicklungshelfer in Tan­sania gearbeitet und hat sich in sei­nem Ruhestand voll und ganz der Hilfe vor Ort verschrieben. Fast das gesamte Jahr 2020 brachte er „als Halbtagsjob“ damit zu, Geräte und Material zusammenzutragen, um dies im Frühjahr 2021 nach Tansania verschiffen zu können. Im Mai flog er dann für sechs Wochen in das ost­afrikanische Land, um beim Auspac­ken und Verteilen der Ladung zu hel­fen und das Personal in den Kliniken an den medizinischen Geräten aus­zubilden.

Hauptstandort für ihn ist dabei Mwanza, eine 2,7-Millionen-Ein­wohner-Stadt am südlichen Ufer des Victoriasees. Dort liegt mit dem St.-Clare-Hospital eine der Klini­ken, die er bisher schon unterstützt. „Mwanza ist als Standort deshalb gut, weil von dort aus Teerstraßen in alle Himmelsrichtungen führen, sodass wir von hier aus weitere Kli­niken in Tansania, aber auch in Nachbarländern mit medizinischen Hilfsgütern unterstützen können“, sagt Kühn. Das sei inzwischen ein zweites Standbein seiner Stiftung.

Außerdem plant er mittelfristig in Mwanza den Aufbau einer Ausbil­dungsstätte für Medizintechnikerin­nen und -techniker. ,,Es gibt in Tansa­nia zu wenig Leute, die die Geräte warten und reparieren können“, sagt er. Auch OP-Personal will er in Mwanza ausbilden lassen.

Neben dem Entladen der Contai­ner half Kühn auch beim Behandeln von Patienten im St.-Clare-Hospital. Er operierte unter anderem Men­schen, die sich bei den in Tansania häufig vorkommenden Mopedunfä.1-len die Beine gebrochen hatten oder korrigierte falsch zusammengeheilte Knochenbrüche, die die Betroffenen in ihrer Beweglichkeit einschränk­ten.

Um die medizinische Kontinuität zu sichern, hat der Unfallchirurg Dr. Martin Krajewski im Herbst die Ar­beit im St.-Clare-Hospital in Mwanza aufgenommen. Er wird von der Kühn Foundation dauerhaft logistisch und finanziell unterstützt, sagt Thomas Kühn. ,,Wir erhoffen uns durch die dauerhafte Präsenz dieses sehr er­fahrenen Unfallchirurgen einen end­gültigen Start der Abteilung für Or­thopädie und Unfallchirurgie, die wir bereits sehr aufwendig mit In­strumenten und operativer Ausrü­stung ausgestattet haben.“ Ziel sei, die Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie auf das Niveau ei­nes Überweisungskrankenhauses zu bringen, Ärzte auszubilden, um dauerhaft die orthopädische und unfallchirurgische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.

Ein Lastwagen mit Hilfsgütern ging auch in das Wasso-Hospital im Norden Tansanias, das Kühn eben­falls schon seit längerer Zeit unter­stützt. Dabei handelt es sich um ein kleines Krankenhaus am Rande des Serengeti-Nationalparks. Dieser ist als Urlaubsdomizil offenbar bei Scheichs aus den Vereinigten Arabi­schen Emiraten beliebt, weshalb die Klinik in Zukunft möglicherweise ei­ne größere Unterstützung aus den Emiraten erhält, um die medizini­sche Versorgung potenzieller Ur­laubsgäste zu verbessern. Mögli­cherweise sei auch er dann als Experte involviert, sagt Kühn. ,,Für die Menschen vor Ort wäre das gut, denn sie würden von neuen Klinik­gebäuden und deren Ausstattung na­türlich auch profitieren.“

Aktuell sammelt Thomas Kühn bereits wieder medizinische Hilfsgü­ter für den nächsten Transport nach Tansania, der dieses Jahr erfolgen soll. ,,Inzwischen habe ich schon wieder einen halben Container voll“, sagt er. Große Hoffnungen setzt er unter anderem darauf, den Zuschlag für die chirurgische Ausrüstung ei­ner süddeutschen Uniklinik zu erhal­ten, die mit ihrer Chirurgie inzwi­schen in einen Neubau umgezogen ist.

Für den Transport, aber auch für den Aufbau der Ausbildungsstätten hofft Kühn auf Spenden aus der Be­völkerung. ,,2021 lief da leider we­nig, weil ich kaum Informationsver­anstaltungen abhalten konnte.“ 

Die Container mit den medizinischen Geräten aus Deutschland werden in Tansania entladen.

Medizinische Instrumente aus deutschen Kliniken sind in Tansania sehr beqehrt.

Dr. med. Thomas Kühn

Facharzt für Orthopädie
und Unfallchirurgie
Ambulantes Operieren
Sportmedizin, Chirotherapie
Sozialmedizin, Rehabilitation

Sitz der „Kuehn Foundation“

Schweidnitzallee 17
88400 Biberach

www.kuehn-foundation.de
t.kuehn@kuehn-foundation.de